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Künstliche Intelligenz (KI) und Fotografie - Teil 4

Verantwortlicher Autor: Dr. Bernd Strecker Bad Schönborn, 15.07.2023, 23:16 Uhr
Presse-Ressort von: Dr. Bernd Strecker Bericht 4621x gelesen

Bad Schönborn [ENA] Unseres Erachtens sollte aber diese Forderung der Kennzeichnung von Fotos nicht nur für den Fotojournalismus, sondern allgemein gelten, d.h. für alle Veröffentlichungen. Denn jeder kritisch lesende Mensch bedarf der echten Information, im Besonderen was die Fotos angeht. Folgerichtig weist Eldagsen aber auf die sich daraus ergebenden zusätzlichen Kosten hin, die zunächst sicherlich kaum jemand bezahlen möchte.

Jedenfalls wäre durch die beschriebene Kennzeichnung der Fotos der Weg frei für eine ‚saubere’, auch künstlerische Weiterentwicklung (im Sinne von „G für generiert“), um die es dem genannten Fotografen verständlicherweise geht und gehen muss. Nochmals Eldagsen: „Man kann völlig experimentell sein, nicht nachvollziehbare Dinge ausprobieren. Wenn man aber komplex arbeitet und immer differenziertere Prompts zusammenstrickt, einen Bildgenerator benutzt, an dem man sehr viele Parameter manuell einstellen kann, dann kann man wirklich so etwas wie eine visuelle Coca-Cola Formel produzieren.“

Trotz allem könnte man dennoch der Ansicht sein, dass die beschriebene Problematik einer Kennzeichnung von Fotos in erster Linie nur Sache von Spezialisten, wie etwa für Boris Eldagsen und seine Kollegen, sei. Dies ist aber keineswegs der Fall. Denn letztlich geht es nämlich bei dieser Zusatz-Information um die grundlegende Voraussetzung einer wahren beziehungsweise echten Foto-Interpretation. Ohne das gewünschte Siegel wäre eine solche Interpretation überhaupt nicht möglich. Besagtes Foto wäre dann nämlich ‚verdeckt-multifunktional‘ und somit für den gegebenen Kontext und damit auch für den Betrachter völlig obsolet. Verständlicherweise besteht darin eine sehr große Gefahr.

Leider gibt es, soweit wir sehen, noch keine verlässlichen Daten für die ungefähre Anzahl der Fotos innerhalb der jeweiligen, von Freelens vorgeschlagenen Gruppen: A für authentisch, M für manipuliert und G für generiert. Es ist jedoch anzunehmen, dass volumenmäßig die Gruppe A am größten ist, weil sich dort zum Beispiel alle Hobby-Fotografen wiederfinden. An zweiter Stelle könnte die Gruppe M stehen. Aber auch hier fehlen diese exakten Zahlen.

Es sollte übrigens nicht übersehen werden, wie viele Fotografen der Gruppe M mit den verschiedensten Hilfsmitteln, seien es Retuschen oder andere Programme, nacharbeiten. Das Ausmaß der Gruppe G wird sich in Zukunft extrem steigern. Dazu hat bereits das genannte Interview mit Boris Eldagsen beigetragen. Wir können außerdem annehmen, dass die vermutete „Schockstarre“, von der er sprach, inzwischen ein wenig abgeklungen ist.

Wenn diese Einschätzung als angemessen akzeptiert wird, liegen wir mit unserer bereits abgeschlossenen Erstellung einer allgemeinen Didaktik der Fotografie, also für die Gruppe A - die wir auf dieser Plattform bereits veröffentlicht haben - gerade richtig. Die Grundannahme dieser vielschichtigen, drei Teile umfassenden Didaktik, besteht in der Forderung, dass jedes Foto durch eine differenzierte Struktur der Inhaltselemente zu definieren sei. Diese Struktur ist weder durch Hilfsmittel, wie Retuschen etc., oder durch irgendwelche Formen der KI zu definieren.

Letztendlich handelt es sich bei der von uns entwickelten Didaktik um eine Sammlung von Beispielen der Umwandlung beziehungsweise um in Spannung gesetzte Elemente eines menschlich-visuellen Ausschnitts im Rahmen und unter den Bedingungen eines Fotos. Dabei spielen Vorgaben wie Goldener Schnitt, farbliche oder räumliche Kontrastierung etc. eine wichtige Rolle. Etwaige durchhängende Stromkabel, die früher einfach im entstandenen Bild wegretuschiert wurden, müssen als vollwertiges Element in den Gesamtplan des Fotos integriert werden.

Wir haben uns bei dieser Didaktik die Aufgabe gestellt, den weitgehend erratisch arbeitenden ‚Knipsern‘ strukturell gestaltete Foto-Beispiele an die Hand zu geben, welche Spannung und echte Information anbieten.

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